Zur Geschichte der Sängervereinigung 1847/1925 Haßloch e.V.
In der politisch sehr unruhigen Zeit 1847, 15 Jahre nach dem Hambacher Fest und ein Jahr vor der Einberufung der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, gründeten Haßlocher Bürger und Bauern, im Gefolge des Einheitsgedankens und mit gnädigster Erlaubnis der bayerischen Regierung in München, einen Männergesangverein. Seine Ziele waren eindeutig politisch, denn die Gründer wählten als Farben für ihre Fahne Schwarz-Rot-Gold, die Farben der Republik. Dass die für Haßloch zuständige Genehmigungsbehörde in Speyer den dörflichen Bittstellern die Gründung erlaubte, zeigt, wie verunsichert die Monarchie damals gewesen sein muss.
Dass wir heute in Haßloch eine Sängervereinigung haben, ist ebenfalls politisch bedingt. Da der Ort zum Großdorf gewachsen war, bildeten sich, besonders nach dem 1. Weltkrieg, weitere Gesangvereine, die teilweise Parteien oder Vereinen angeschlossen waren. Dem setzen die Nationalsozialisten ein Ende. Linke Chöre wurden verboten oder in die zwei verbleibenden Chöre, dem Männergesangverein und die Einigkeit, integriert. Aber auch diese sollten bereits 1933 zwangsvereinigt werden, wogegen sich beide mit aller Macht wehrten. Erst 1937 war der Druck so groß, dass sie sich doch zur Sängervereinigung 1847/1925 zusammenschließen mussten.
Der verlorene Krieg setzte dem Chorgesang zunächst ein Ende. Nur zögerlich durften Kultur- und Sportvereine wiedergegründet werden. Über den Umweg „Eintracht Haßloch“ gelang es 1949, die Sängervereinigung neu zu konstituieren, denn eine erneute Trennung in Einigkeit und Männergesangverein wollten die Sänger nicht mehr.
Mit dieser Neugründung begann der unaufhaltsame Aufstieg zum weltweit auftretenden Chor, der die Sänger, außer in viele Städte Europas, auch bis nach Afrika, Amerika, Kanada und Australien führte.
Schätze der Sängervereinigung
Die Sängervereinigung hütet zwei Schätze: Ihre Fahnen und ihre Protokollbücher.
So sind noch alle Fahnen vorhanden, wie die Gründungsfahne vom alten Gesangverein von 1847, die Jubiläumsfahne von 1872 nebst einer Fahnenschleife von 1922, die Fahne der Einigkeit von 1932 nebst einer Fahnenschleife aus dem gleichen Jahr sowie die Vereinigungsfahne von 1938 nebst zweier Fahnenschleifen von 1950 und 1952.
Dass noch alle Fahnen vorhanden sind, verdankt der Verein tapferen Frauen, die diese gerettet haben. 1919 war es Katharina Rothaug aus der Eisenbahnstraße 7. In deren Haus hatte sich der französische Ortskommandant eingenistet. Irgendwie war es diesem gelungen, die Gründungsfahne von 1847 zu „erobern“ und sie unter seinem Bett zu lagern. Von dort hat sie Frau Rothaug „zurückerobert“ und beim damaligen Vorsitzenden, Peter Lätsch, so lange unauffindbar versteckt, bis die Franzosen wieder abgezogen waren. Frau Rothaug wurde für ihre mutige Tat zum Ehrenmitglied ernannt.
1945 drohten alle Fahnen verloren zu gehen. Zwar war es gelungen, sie vor den einmarschierenden Amerikanern im Schuppen des damaligen Vorsitzenden Heinrich Scheurer in der Langgasse 65 zu verstecken, aber als im Juni die Franzosen das Dorf besetzten, richteten sie ausgerechnet in diesem Haus ihre erste Kommandantur ein. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sie alle Gebäudeteile durchwühlen und die Fahnen finden würden. Da schafften es vier Frauen, Lisette und Luise Scheurer aus dem betroffenen Haus sowie Erna Hubach und Philippine Lorch von gegenüber, Langgasse 64, so „zwischen Tag und siehst mich nicht“, d.h. in der Dämmerung, alle Fahnen und Schleifen im Schlafzimmer von Frau Lorch zu versteckten, unauffindbar in ihrer Kastenmatratze.
Den zweiten Schatz bilden die Protokollbücher, die lückenlos die Zeit überdauerten. Man hat sie während des Krieges aufgeteilt und verschiedenen Sängern anvertraut. Es war schwierig, später wieder alle zusammenzutragen, weil ein Teil derer, die die Bücher aufbewahrten, während des Krieges oder bald danach gefallen oder gestorben waren. Der letzte Band tauchte tatsächlich erst 1999 wieder auf. Die Protokolle sind während der ersten hundert Jahre fast ausschließlich in Kurrentschrift, in der altdeutschen Schreibschrift, geführt worden. Der Sänger Dr. Wolfgang Hubach hat sich dann die Mühe gemacht, die Protokolle in eine moderne Druckschrift zu übertragen. Alle übertragenen Bücher können bei der Landesbibliothek in Speyer eingesehen werden und sind auch beim Verein zu erwerben. Die etwas umfangreicheren Exemplare des Gesangvereins von 1847 kosten 15 € pro Band, die schmaleren Bände „Einigkeit“ je 10 € pro Band.
Viele weitere geschichtliche Informationen sind auch in der Festschrift „150 Jahre Sängervereinigung 1847/1925 Haßloch e.V.“ zu finden, die im Vereinsheim eingesehen werden kann.